Wachtumsgesetze

Wie schon in der letzten Woche geschrieben, wächst jeder Trieb dem Licht entgegen. Dabei treiben auch die Knospen am stärksten aus, welche am meisten Licht abbekommen, was in der Regel die obersten sind. Dies führt bei einem sich selbst überlassenen Baum dazu, dass dieser sehr hoch wird und schlecht geerntet werden kann. Durch die richtigen Schnittmaßnahmen kann das jedoch verhindert werden.

Dazu soll nun zunächst das Austriebverhalten einzelner Zweige verglichen werden. Die dicken Striche auf den Bildern sollen Jahrestriebe in unterschiedlicher Stellung (keinen Baum!) darstellen.

Dabei ist links und in der Mitte ein üblich wachsender, steiler Trieb zu sehen. Der rechte Trieb wurde flach gebunden. Die dünnen Linien zeigen den Neuaustrieb des Baumes im darauffolgenden Jahr.

Im ersten Bild ist die Reaktion zu sehen, wenn die Triebe nicht zurückgeschnitten werden. Der linke und mittlere Trieb treiben aus der Endknospe (Terminalknospe) relativ stark aus und verzweigen sich im weiteren Verlauf. Sollen die Triebe zu Fruchtholz werden, ist dies genau die richtige Reaktion und die Zweige werden noch 1-2 Jahre ohne Anschnitt wachsen gelassen. Sie bilden dann Blütenknospen und kippen unter der Fruchtlast nach unten. (→ Fruchtbogen siehe späteres Kapitel)

Der rechte Zweig wurde bewusst waagerecht gebunden, um noch schneller fruchten zu können. Bei einem stark treibenden Baum werden sich jedoch am höchsten Punkt des Baumes neue starke Triebe bilden (Oberseitenförderung/ dem Licht entgegen), was so nicht gewollt ist.

 

Das oben beschriebene Abkippen und fruchten ist jedoch bei den tragenden Ästen des Baumes (siehe letzte Woche) nicht gewünscht. Um die nötige Stabilität dieser Äste zu erreichen, müssen sie jährlich zurück-/ angeschnitten werden.

Im zweiten Bild ist die Reaktion dargestellt, wenn dieselben Triebe wie in Bild 1 eingekürzt werden. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Anschneiden den Austrieb verstärkt, da die Energie in weniger verbleibende Knospen gesteckt wird. So ist es völlig kontraproduktiv einen Trieb, welchen man waagerecht bindet (rechts) anzuschneiden, da beim Fruchtholz ein schwacher Austrieb und Blütenbildung das Ziel ist.

Bei den Leitästen und der Mitte soll durch das Anschneiden und den neuen starken Austrieb die Stabilität erhöht werden. Allerdings treibt nicht nur die letzte Knospe des angeschnittenen Triebs stark aus, sondern auch einige darauffolgende. Dadurch entstehen regelrechte „Besen“, von welchen im nächsten Winter wieder die meisten Triebe abgeschnitten werden müssen, da diese in Konkurrenz zueinander stehen und die darunter liegenden Äste zu stark beschatten.

 

Um diesen unnötigen Austrieb, welcher dem Baum Energie nimmt, zu verhindern, können beim Schneiden gleich die Knospen ausgebrochen werden, aus welchen ohnehin kein Austrieb erwünscht ist.

Im dritten Bild sind ausgebrochene Knospen als Punkte dargestellt.

Der waagerecht gebundene Ast hat nur Kurztriebe und beginnt früh Blütenknospen anzusetzen (nicht angeschnitten!).

Die beiden steilen Triebe wurden angeschnitten, haben aber nur Langtriebe an den Stellen, an welchen dies erwünscht ist und keine „Besen“.

Wer sich nun fragt, warum am linken Trieb alle Knospen auf der Innenseite, außer der obersten, ausgebrochen wurden, darf schon auf die kommende Woche gespannt sein. Dann wird es detaillierter um die Erziehung der Leitäste gehen.

 

 

Hier gehts weiter zum nächsten Kapitel: Leitäste